Die Studie kommt zum Ergebnis, dass der Naturwandel in der Schweiz bis 2050 jährliche Investitionen in der Höhe von 5,3 Mrd. CHF erfordert, von denen 85 Prozent aufgrund des hohen Anteils öffentlicher Vermögenswerte und der begrenzten wirtschaftlichen Rentabilität vieler Massnahmen von der öffentlichen Hand finanziert werden würden. Zu den grössten Finanzierungsbereichen – über 75 Prozent des Gesamtbedarfs – gehören die Wasserinfrastruktur (einschliesslich Abwassermanagement, Flussrevitalisierung und andere naturbasierte Lösungen sowie die Sanierung von Wasserkraftwerken) und die regenerative Landwirtschaft (einschliesslich Kapitalinvestitionen in landwirtschaftliche Verfahren und Einkommensunterstützung für Landwirte, die sich in der Umstellung befinden). Die derzeitigen Ausgaben in diesem Bereich belaufen sich auf schätzungsweise 3,2 Mrd. CHF pro Jahr in Form bestehender Investitionen, wobei es sich in erster Linie um öffentliche Mittel handelt, die in die Wasserinfrastruktur und in Subventionen für die Landwirtschaft im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt fliessen. Um den Gesamtfinanzierungsbedarf von 5,3 Mrd. CHF zu decken, sind zusätzliche 2,1 Mrd. CHF pro Jahr erforderlich – ein Anstieg von rund 66 Prozent gegenüber dem heutigen Niveau. Da die öffentlichen Finanzen in den nächsten Jahren angespannt bleiben, wird es für die Erreichung der Naturziele der Schweiz in Zukunft unerlässlich sein, mehr private Mittel zu mobilisieren.
Bis anhin war das Thema Natur für die globale Finanzindustrie ein Nischenthema. Die Schweizer Banken haben aber inzwischen die Bedeutung dieser Thematik erkannt und beginnen, die Natur in ihre Nachhaltigkeitsstrategien einzubeziehen und naturbezogene Risiken zu bewerten. Zwar sind sie im Inland nur in begrenztem Umfang naturbedingten Risiken ausgesetzt, da sie kontinuierlich in Anpassungsinfrastrukturen und Versicherungsschutz investieren. Als Folge der naturbedingten Herausforderungen entstehen jedoch neue Geschäftsmodelle, die den Banken Finanzierungsmöglichkeiten bieten, den globalen Auswirkungen der Natur zu begegnen. Banken können bei der naturbezogenen Transformation in der Schweiz unterstützen, indem sie Sustainable-Finance-Instrumente wie grüne und nachhaltigkeitsbezogene Kredite und Anleihen anbieten und auf eine nachhaltige Finanzierung der Lieferkette achten, Kundinnen und Kunden – insbesondere KMU mit begrenzten Nachhaltigkeitskapazitäten – massgeschneiderte Beratung bieten und durch Partnerschaften mit Akteuren des Ökosystems Finanzierungen dort ermöglichen, wo Nachfrage und Projektbereitschaft bestehen. Ihre Einflussmöglichkeiten sind jedoch beschränkt.
Damit die Banken in Zukunft Naturkapital in grösserem Umfang bereitstellen können, gibt es zuerst einige Hürden zu überwinden: Einerseits sind stärkere Nachfragesignale, eine Pipeline investierbarer Projekte, einheitlichere Daten und gemeinsame Benchmarks als Richtschnur für künftige Massnahmen erforderlich. Andererseits stehen private Investorinnen und Investoren vor Herausforderungen wie begrenzten finanziellen Erträgen bei Investitionen in Naturkapital, fragmentierten Metriken und einem Mangel an standardisierten Rahmenwerken. Marktwirtschaftliche Mechanismen wie Blended Finance zur Verringerung des Risikos von noch nicht tragfähigen Projekten – beispielsweise durch den Einsatz von Garantien, Darlehen mit einem tieferen Zinssatz (sogenannte konzessionäre Darlehen) oder Kapital zur gezielten Übernahme von Verlusten (sogenanntes First-Loss-Kapital) – und die private Kofinanzierung öffentlicher Vermögenswerte zur Mobilisierung von Kapital für öffentliche Infrastrukturen oder Dienstleistungen mit stabilen Cashflows – beispielsweise durch öffentlich-private Partnerschaften, «grüne» Darlehen oder Anleihen – können jedoch dazu beitragen, die wirtschaftliche Tragfähigkeit zu verbessern. Und schliesslich kann die Zusammenarbeit zwischen Banken, öffentlichen Akteuren, Forschungseinrichtungen und der Zivilgesellschaft die Datenqualität verbessern, gemeinsame Messgrössen entwickeln und eine breitere Mobilisierung von Geldern unterstützen.